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Handwerk

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Fotos: HWK Kühne

den Berufsfeldern Holz- und Metalltechnik, Farb- und Raumge-

staltung sowie kaufmännischer und Dienstleistungsbereich an.

Dieser Phase folgen insgesamt 960 Stunden umfassende Qualifizie-

rungsbausteine in ausgewählten Gewerken inklusive orientierender

Praktika sowie danach ein vertiefendes Praktikum in Handwerks-

unternehmen der Region. Über den gesamten Zeitraum finden auch

weiterhin fachbezogene Sprachkurse statt. Ziel ist es, dass die

Flüchtlinge anschließend entweder eine Einstiegsqualifizierung oder

eine reguläre Ausbildung in einem Handwerksunternehmen begin-

nen bzw. sofort in Arbeit gebracht werden können.

Die Fortschritte, die die Projektteilnehmer bisher gemacht haben,

können sich wirklich sehen lassen. So sind in der Bildungsstätte in

Rudolstadt bereits 25 Teilnehmer in den Qualifizierungsbausteinen

„Bau und Holz“ sowie „Metall-/Elektrotechnik“ angekommen und sind

begeistert von dem, was sie alles lernen können.

Erstmals Lehrvertrag für Flüchtling

Dass die Integration durchaus gelingen kann, zeigt ein Beispiel aus

Zeulenroda-Triebes. Bei der Warmuth Mobile GmbH hat zum

1. August erstmals ein Flüchtling im Ostthüringer Handwerk einen

Ausbildungsvertrag erhalten. Der 20-jährige Mahmoud Osman aus

Eritrea wird im Unternehmen eine dreieinhalbjährige Ausbildung

zum Kfz-Mechatroniker absolvieren. Er ist seit zwei Jahren in

Deutschland, hat die deutsche Sprache erlernt, ein Berufsvor-

bereitungsjahr an der Berufsschule in Zeulenroda absolviert und mit

Erfolg seinen Hauptschulabschluss erlangt.

So wie die Warmuth Mobile GmbH steht die Mehrzahl der Ost-

thüringer Handwerksunternehmen den Projekten der Handwerks-

kammer offen gegenüber, wie eine seit Oktober 2015 fortlaufende

Umfrage zeigt. Rund 60 Prozent der bisher befragten Handwerks-

unternehmerinnen und -unternehmer in Ostthüringen sind bereit,

den Flüchtlingen Praktikumsplätze bereitzustellen oder eine

Ausbildungs- bzw. Arbeitsstelle anzubieten.

Sprache ist das A und O

Die Umfrage zeigt aber auch, dass 94 Prozent der Befragten entspre-

chende Deutschkenntnisse als wichtige Voraussetzung sehen.

47 Prozent erwarten praktische Vorkenntnisse. Vor allem Hand-

werksbetriebe aus der Nahrungsmittelbranche, dem Baubereich, aus

Metall und Elektro, dem Kfz-Handwerk und dem Holzhandwerk ste-

hen den Projekten und damit der Integration von Flüchtlingen in ei-

ne berufliche Zukunft im Handwerk offen gegenüber.

Zu ihnen gehört auch die Jahn GmbH in Bad Blankenburg. Zum 1. Au-

gust ermöglicht die Tischlerei einem Projektteilnehmer aus Rudol-

stadt, einem Flüchtling aus dem syrischen Aleppo, ein Praktikum.

Sicherlich werden weitere Handwerksunternehmen diesem Beispiel

folgen.

Damit die Betriebe als auch die Flüchtlinge auf dem Integrationsweg

entsprechend begleitet werden, verfügt die Handwerkskammer für

Ostthüringen über entsprechende Beraterstellen, die bei allen Fragen

und Problemen den Beteiligten zur Verfügung stehen.

„Wir sind froh, dass die Projekte so gut angelaufen sind“, zieht

Kammerpräsident Klaus Nützel ein erstes Fazit. Deshalb sollen im

September auch die nächsten Flüchtlingen folgen, die im Rahmen

des Projektes auch in der Bildungsstätte der Handwerkskammer in

Gera-Aga praktische Erfahrungen sammeln werden. „Dennoch muss

man aber auch ganz klar sagen, dass wir allein durch die Integration

von Flüchtlingen in die Ausbildung und den Arbeitsmarkt den

Fachkräftebedarf im Handwerk bei weitem nicht decken können. Hier

ist die Politik mehr denn je gefragt, entsprechende Rahmenbedin-

gungen zu schaffen, um die duale Ausbildung als Markenzeichen des

deutschen Ausbildungssystems wieder mehr in den Fokus zu rücken.

Weg vom Akademisierungswahn und hin zur Unterstützung von

Auszubildenden, beispielsweise durch ein kostenfreies Azubi-Ticket

für die Fahrt zur Berufsschule und ähnliches – dies sind nur einige

Ansatzpunkte“, so Klaus Nützel abschließend. (ak)

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Auch nach ihrer praktischen Arbeit in den Lehrwerkstätten der

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Bildungsstätte Zeulenroda sitzen diese drei Flüchtlinge aus

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Eritrea in ihrer Unterkunft in Zeulenroda beisammen,

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um gemeinsam die deutsche Sprache zu lernen.

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In der Bildungsstätte der Handwerkskammer in Rudolstadt

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besteht für die Teilnehmer die Möglichkeit, sich in

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der Metallbearbeitung zu erproben.

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